WOM (2003)

 

Am Samsta g, den 08.02.03 war es endlich soweit. Wir trafen uns um 07:15 Uhr bei mir vor der Haustür. 8:00 Uhr war Meldung am Meldekopf im Besigheimer Schützenhaus angesagt. Bereits schon die Anfahrt zum besagten Meldekopf erwies sich als ungeheuer spannend. Leider lag auf der Anfahrtsskizze ein gewaltiger Druckfehler vor. Nach Karte und Wegbeschreibung, die der Zuziehung beilagen, lag das Schützenhaus (Meldekopf) kurz nach der Ortausfahrt Besigheim in Richtung Ottmarsheim auf der linken Seite. So irrten wir fast eine Stunde zwischen Besigheim, Kirchheim, Ottmarsheim und Walheim im Auto umher und fanden weder Kamerraden noch ein Schützenhaus. Die anfangs gute Laune bei uns verlor sich allmählich. So gegen 08:45 Uhr sahen wir bei unserer x-ten Fahrt durch Besigheim endlich ein LKW von Y - Tours. Unser Fahrer vergass kurzerhand sämtliche Verkehrsregeln, und so fuhren wir diesem LKW hinterher. Nach einem kurzen Gespräch mit dem LKW Fahrer und zwei Spaziergängern wussten wir nun, dass wir völlig falsch waren. Das Schützenhaus lag nämlich auf der L1115 in Richtung Löchgau, also auf der anderen Seite der Stadt. Nun ja, um 09:15 war auch die Resk. Ludwigsburg endlich am Meldekopf angelangt.

Dank der Irrfahrt hatten wir so gut wie keine Wartezeiten. Wir konnten gleich unser Marschgepäck, welches aus einem G 3, einer ABC-Schutzmaske nebst Tasche, Kompass, DF und einer Kartentasche bestand aufnehmen. Auch ein Rucksack wurde gestellt. Als Verpflegung gab es das heissgeliebte EPA (über den Geschmack kann man sich natürlich streiten, aber ich habe auch das EPA meines Kameraden dankend angenommen). Nach einer starken Stunde Wartezeit hieß es nun endlich auch für uns: "Fertig machen zum Abmarsch". Die letzte Mannschaft (das waren wir) zog nun als Gruppe 22 ins Feld.

Voll aufgerödelt wurden wir mit einem Bus zu unserer ersten Station gefahren. Diese erwies sich als eine 30 m hohe Felswand aus Muschelkalk, die durch Abraumtätigkeiten entstanden war. Oben an der Kante standen zwei Helfer der Bergwacht mit Seilen in ihren Händen. Ehe uns so richtig klar wurde, was für eine Aufgabe uns hier an dieser Station wohl erwarten würde, war auch schon jeder von uns in einem Sicherheitsgurt eingeschnallt. Die Aufgabe hörte sich dann simpel an: so schnell wie möglich diesen Höhenunterschied über einen Schuttkegel zu überwinden, an der Abruchkante entlang laufen und hoffentlich den zwei Helfern der Bergwacht in die Arme fallen. Nach sofortigem Anseilen wurden wir nacheinander in die schier unüberwindbare Tiefe gestürzt. "Hoffentlich hält das Seil !" Dieser Satz schien jedem von uns auf die Stirn gemeißelt zu sein. Verwunderlich war nur, dass wir trotz Kälte zu schwitzen begannen. Als mich die Erde wieder wohlbehalten in die Arme schloss, blickte ich doch ein wenig wehmütig die Felswand hinauf. Ich muss ehrlich gestehen: es hat total Spaß gemacht.

Als wir nun alle wieder entgurtet waren, bekamen wir unseren nächsten Auftrag. Nach einer 1:25 000 Karte die nächste Station, die SanStation, unter Einhaltung einer vorgegebenen Zeit anzulaufen. Generell waren zwischen den einzelnen Stationen Zeitvorgaben gegeben. Die Regel lautete: Jede Minute über der vorgegebenen Zeit gab 2 Strafpunkte; Zeitunterschreitung gab keine Bonuspunkte. An der SanStation empfing uns eine nette Truppe, bestehend aus DRK - Helfern und einem Feldwebel. Uns wurde eine Lage mitgeteilt, dass auf dem Weg vom Steinbruch zur Sanstation uns Kombattanten angriffen. Wir hatten zwei Verwundete aus der Gruppe als Verletzte zu melden. Einer hatte durch eine Brandgranate einen von der Schulter bis zur Hand verbrannten Arm, beim anderen musste ein Herz - Kreislaufstillstand festgestellt und behandelt werden. Nach allgemeiner Diagnose mussten die Verwundeten versorgt werden. Hierbei wurde dem Kameraden mit dem verbrannten Arm eine Bandage angelegt und dem DRK-Helfer allgemeine Erstversorgungsvorgehensweisen bei Brandwunden genannt.

Bei dem Kameraden mit diagnostiziertem Herz-Kreislaufstillstand musste an einer Korpuspuppe Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt werden. Diese Bestand aus Nase-Mund Beatmung und Herzmassage. Dabei war die richtige Anzahl der jeweiligen Maßnahme zu beachten: 2x Beatmung; 15x Massage !!! (hatte ich natürlich nicht gewusst). Kleiner Tipp: bei SanStationen immer die drei Wahrnehmungsorgane, nämlich SEHEN - HÖREN - SPRECHEN, benutzen!!!

Nach erfolgreicher Verwundetenversorgung bekamen wir nun drei Marschkompasszahlen mit Meterangaben. Die Koordinaten führten uns zu einer Brücke, über ein Wegkreuz zu einer alten Hütte in der Gemarkung "Wannengrabenhöfe". Die Hütte war auch zugleich die dritte Station. Hier mussten wir mit Handgranaten diese Hütte bekämpfen. Der Clou war, dass die Übungshandgranaten mit Zünder versehen waren. Einige aus unserer Gruppe hatten noch nie Ü- Granaten mit Zünder geworfen. Das zweite war, dass man die Handgranaten durch ein offenes Fenster werfen musste, um Punkte zu bekommen. Dies erwies sich als außerordentlich schwierig und zeigte uns, dass auch in dieser Disziplin wir noch viel üben müssen.

Die nächste Station war ein Wasserbehälter. Hier hatten wir den Auftrag, einen geleiteten Feuerkampf unter ABC-Schutz zu führen und einen Funkspruch an unseren Zugführer abzusetzen. Uns wurde schnelle bewusst, dass Theorie und Realität doch Meilen entfernt von einander liegen. Der Feind kam so überraschend, dass man zum Teil die Befehle vergaß. Ich als Gruppenführer hatte zwar zuvor die richtigen Einweisungen gegeben, doch als der Feind auftrat und ich noch Ladehemmungen hatte, vergaß ich einfach meinen Kameraden einen selbstständig geleiteten Feuerkampf zu befehlen. Da der Feind sich nur in meinem Beobachtungsbereich befand, wurde der Feind aufgrund meiner Befehlsgebung nicht 100% bekämpft. Zwischen Theorie und Praxis liegen manchmal doch Welten!!! Der Funkspruch wurde schließlich einwandfrei abgeben.

Weiter ging es nach Kirchheim, wo wir schon bei der Brücke, die über den Neckar führt, vom THW mit einem Boot empfangen. Die Aufgabe war klar: So schnell wie möglich mit dem Schlauchboot über den Neckar paddeln. Beim Übersetzen spürten wir plötzlich Muskeln, von denen wir noch gar nichts wussten. Trocken und mittlerweile schon muskelerschöpft mussten wir nun von unserer Anlegestelle wieder die Weinberge hinaufmarschieren, um an Station 5 zu gelangen.

Hier standen zwei MG´s und zwei Lafetten. Diese waren allerdings nicht einsatzbereit. Genau dies war die Aufgabe an dieser Station: Setzen sie beide MGs auf die Lafetten, gehen Sie am Buschwerk in Stellung und bekämpfen sie die vor uns liegende Brücke. Hierbei mussten wir also erst einmal die MGs auf diese Lafetten montieren. Man hätte uns auch einen Mercedes in Einzelteilen vorlegen können uns sagen können: So, jetzt baut mal den hier zusammen. Wir alle waren mal wieder um eine Erfahrung reicher. Als wir nun endlich in Stellung waren, mussten wir natürlich auch noch die Entfernung zur Brücke schätzen, damit wir die Optik der Lafette richtig einstellen konnten. Leider haben wir die vorgegebene Zeit um ein vielfaches überschritten.

Weiter ging es zur sechsten Station, die uns den Pionierteil abverlangte. An einer Drahtsperre mussten versteckte Sprengladungen angebracht werden. Dazu standen uns zwei Handgranaten zur Verfügung. Hier galt es, zum einen die Sprengladungen richtig zu platzieren, zum anderen noch die richtige Tarnung zu finden. Zu guter Letzt wurden diese auf Funktionsfähigkeit überprüft. Beide Handgranaten wurden ausgelöst. Welch ein Erfolg.

Nun mussten wir uns wieder zu unserer ersten Station, den Steinbruch begeben. Hier stand auch dann gleich ein Transporter, der uns zum Meldekopf zurückbrachte. Während der Fahrt dachten alle von uns, dass nun der Tag vorüber sei. Weit gefehlt: Mittlerweile war es dunkel geworden und als wir müde und abgekämpft zum Meldekopf kamen, hieß es: "unter ABC-Schutz Schlagbolzen freilegen, eine Runde um den Parkplatz rennen und G3 wieder zusammensetzen". Das war unser Grab. Doch tapfer haben wir das noch durchgezogen.

Aber damit war noch immer nicht das Ende der Veranstaltung eingeläutet. Nun konnten wir auf der hauseigenen Schießbahn noch mit einem Karabiner 5 Schuss und mit dem KK 20 Schuss auf 10-er Ringscheiben schießen. Der Karabiner hat einen schönen Rums.

Damit war nun das Ende eingeläutet. Gespannt haben alle auf die Siegerehrung gewartet. Wir belegten für uns den stolzen 16. Platz von 22 angetretenen Mannschaften.Der Tag hat uns allen klar gemacht, in welchen Disziplinen wir noch Handlungsbedarf haben. Ich glaube, außer im Paddeln müssen wir noch viel üben. Doch eines kann man festhalten: je öfters wir auf solche Übungen gehen, um so leichter fallen uns die Aufgaben. Wer weiß, vielleicht belegen wir in bald den ersten Platz.

Ein großes Dankschön soll an dieser Stelle all den Funktionern, den freiwilligen Helfern des THWs, des DRKs und der Bergwacht gelten, ohne deren Mithilfe wir diesen gigantisch schönen Wettkampf nicht hätten erleben können.

Timo Balz und Ralf Wiedenmann