Gelebte deutsch-französische Freundschaft

 

Auf Anregung des „Souvenir Français“, dem 1887 gegründeten französischen Traditions- Kriegerverein mit 200.000 Mitgliedern, wurde in Ludwigsburg eine Gedenktafel an der ehem. Karlskaserne angebracht. Sie erinnert an die Kriegsgefangenen, den – so Prof. Dr. jur. Dr. phil. Dominique J. M. Soulas de Russel, Generaldelegierter für Baden- Württemberg des „Souvenir Français“ und Initiator der Gedenktafel sowie der Gedenkfeier– vergessenen Opfern des II. Weltkrieges. Ausdrücklich bezog Soulas de Russel die Kriegesgefangenen aller Nationen in dieses Erinnern mit ein, wenngleich die Gedenktafel in Ludwigsburg natürlich in erster Linie den Gefangenen des Lagers „Stalag V a“, das von der Karlskaserne aus verwaltet wurde, gilt.

Genksteinenthüllung
Nach der Enthüllung der Gedenktafel
Prof. Dr. Dr. Dominique Soulas de Russel umrahmt von Eugen Kern, Vorsitzender des Verbandes der Heimkehrer (links), und dem Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec (rechts); von der Fahne verdeckt Landrat Dr. Rainer Haas.

Der „Souvenir Français“ engagiert sich nicht nur in Frankreich, sondern weltweit für das Gedenken, Mahnen und Erinnern an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft und versucht in Frankreich „bis in jedes Dorf“ die Erinnerungskultur über Gedenksteine und Mahnmale zu fördern. Doch auch im Ausland
und insbesondere in Deutschland stellt der „Souvenir Français“ Mittel bereit, um Gedenktafeln bzw. Mahnmale zu errichten, zu pflegen und zu erhalten.

Genksteinenthüllung
Die Kameradschaftsfahne der RK Ludwigsburg, umrahmt von franz. Kameradschaftsfahnen

Doch zentrales Element der Erinnerung ist für Prof. Dr. Dr. Soulas de Russel auch, nicht im Schrecken der Kriege, des Erlebten und der Schicksale stehenzubleiben. Er rief den zahlreichen Anwesenden, unter Ihnen auch Generalmajor a. D. Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, ehem. Befehlshaber im Wehrbereich V, zu: „Wir, Deutsche und Franzosen, verwirklichen den Traum der […] Freundschaft und
des Friedens miteinander. Nirgendwo auf der Erde gibt es eine vergleichbare Verbindung zwischen zwei Nationen. In dieser schönen Hinsicht sind wir wirklich die amtierenden Weltmeister und werden es bleiben. Seit über fünf Jahrzehnten erleben wir diese Freundschaft; wir sind alle darin gewachsen. Der Deutsche in Frankreich wie der Franzose in Deutschland ist kein Fremder […]!“ Umrahmt und verstärkt wurden diese Worte von acht Abordnungen mit Fahnen französischer Kameradschaftsverbände, die gemeinsam mit einer Abordnung der Reservistenkameradschaft Ludwigsburg zur Gedenkstunde mit angetreten waren.

Gedenksteinenthüllung
Fahnenbandverleihung durch Prof. Soulas de Russel

Im Anschluss an die Enthüllung der Gedenktafel, die Prof. Dr. Dr. Soulas de Russel gemeinsam mit Ludwigsburgs Oberbügermeister Werner Spec, Landrat Dr. Rainer Haas und Eugen Kern, Vorsitzender des Verbandes der Heimkehrer und Präsident der Confédération Internationale des Prisonniers de Guerre, vornahm, wurde der Reservistenkameradschaft Ludwigsburg eine besondere Ehre zu Teil: Soulas de Russel verlieh der Kameradschaftsfahne der RK Ludwigsburg das Ehrenband des Deutschen Komitees der Europäischen Konföderation ehemaliger Kriegsteilnehmer und Soldaten (C.E.A.C.) und wollte damit ausdrücklich eine Würdigung aller Ludwigsburger und ihrer Verdienste um Geschichtsaufarbeitung und Völkerfreundschaft verstanden wissen. Soulas de Russel hierzu wörtlich: „In Deutschland sind die Reservisten als ‚Erben’ der Traditionsverbände diejenigen, die am Besten die Erinnerung weitertragen können.“ Besonderes Symbol der kurzen Zeremonie war, dass das Fahnenband von der Tochter eines langjährigen Gefangenen des Stalags V a auf einem Kissen gebracht
wurde.

Martin Blacha